Einbrennte Hund, Beamtenforelle und Krokodü 🇦🇹

Nein, ich habe keinen Hund und ich hatte auch nie einen. Folglich geht mir auch keiner ab und in der Nachbarschaft laufen auch noch alle herum.😅 Dennoch habe ich heute einen Hund „einbrennt“. Alles klar? Wenn dir das etwas sagt oder du das vielleicht sogar schon gegessen hast, dann lebst du mit großer Wahrscheinlichkeit in Wien. Mir, als Vertreter Rest-Österreichs😉, war das alles völlig unbekannt.

Einbrennte Hund, Beamtenforelle und Krokodü 🇦🇹

Einbrennte Hund, Beamtenforelle und Krokodü 🇦🇹

Nun, das Gericht hat, wenig überraschend, natürlich nichts mit Hundefleisch zu tun. Alle Tierschützer können nun auch entspannt weiterlesen. Die „Einbrenn“ oder das „Einbrennte“ ist schlicht und einfach eine Mehlschwitze und der „Hund“ sind die Erdäpfel aka Kartoffeln, die noch mit einer Mischung aus Essig- und Salzgurken verfeinert werden. Wie dir sicher auch aufgefallen ist, sieht man auf meinem Teller weder einer Forelle und schon gar kein „Krokodü“ aka Krokodil. Da wäre einmal eine „Knacker“ aka Knackwurst, eine der Extrawurst ähnliche Brühwurst. Eine gebratene „Knacker“ ist in Wien (Österreich?) auch unter dem Namen „Beamtenforelle“ bekannt. Der Begriff sollte auf die bescheidenen Einkünfte der Beamten hinweisen, die sich keine „echte“ Forelle leisten konnten. Die „Knacker“ hat dabei das Salzstangerl für diese scherzhafte Bezeichnung abgelöst. Bleibt noch das „Krokodü“, das wohl auf den Wiener-Würstlstand-Jargon zurückzuführen ist und einfach eine fächerartig aufgeschnittene Salzgurke ist. Wo nun mehr oder weniger klar ist, was ich heute gekocht habe, geht’s endlich los.


Einbrennte Hund, Beamtenforelle und Krokodü 🇦🇹

Tags: #einnudelsiebbloggt #kulinarischquerdurchoesterreich

Zutaten (1 Portionen):
    Einbrennte Hund
    • 300 g Erdäpfel, festkochend
    • 1 Zwiebel, mittelgroß
    • 3 EL Butter
    • 1 EL Mehl, glatt
    • 300 ml Gemüsebrühe (oder auch etwas mehr)
    • 100 ml Essiggurkerlsud
    • 1 Lorbeerblatt, frisch
    • 2 Essiggurkerl
    • 2 Salzgurkerl
    • Salz
    • Pfeffer
    • Estragon, frisch (oder Dill)
    Zubereitung:
    • Die Erdäpfel in Wasser kochen, schälen und in Scheiben schneiden.
    • Die Zwiebel schälen, fein würfeln und in einem Topf mit der Butter bei mittlerer Hitze farblos anschwitzen. (10 Min.)
    • Das Mehl darüber streuen (stauben), unterrühren und kurz mitrösten bis sich alles zu einer hellen „Einbrenn“ vermischt.
    • Mit der Gemüsebrühe ablöschen, glatt rühren und den Essiggurkerlsud ebenfalls unterrühren.
    • Die „Einbrenn“ mit dem Stabmixer kurz zu einer glätten sämigen Sauce pürieren. (optional, aber empfohlen!)
    • Ein Lorbeerblatt in die Sauce rühren, mit Salz und Pfeffer würzen, bei Bedarf noch etwas Brühe hinzufügen und zirka 5 Minuten köcheln lassen, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist.
    • Den Estragon fein schneiden.
    • Die Gurkerl in Scheiben schneiden.
    • Die Erdäpfel, die Gurkerl und den Estragon hinzufügen und in der Sauce zirka zehn Minuten bei geringer Hitze köcheln lassen.
    • Die „Knacker“ enthäuten, halbieren, rautenförmig einschneiden und in einer Pfanne mit wenig Öl auf beiden Seiten goldbraun braten.
    • Die Salzgurke fächerartig aufschneiden.
    • Die „Einbrennten Hund“ in einen tiefen Teller geben, die „Beamtenforelle“ darauflegen und mit dem „Krokodü“ und etwas Estragon garnieren und servieren.


    💡 Wenn man die „Einbrenn“ püriert, dann wird sie durch die Zwiebeln sämiger. Man benötigt dann auch weniger Mehl und die Sauce wird „leichter“.

    💡 Die „Einbrenn“ sollte nicht zu dick werden. Die „Hund“ dürfen ruhig schwimmen!😉
    .

    .

    Einbrennte Hund, Beamtenforelle und Krokodü 🇦🇹

    Einbrennte Hund, Beamtenforelle und Krokodü 🇦🇹

    „Einbrennte Hund“ waren ein typisches „Arme-Leute-Essen“ und die ideale „Restl“-Verwertung. Nicht selten wurden Wurst- und Bratenreste für eine einfache, sättigende Mahlzeit mitgekocht. Wenn man dem Internet trauen kann, dann wurden „Einbrennte Hund“ auch oft aus den Erdäpfelsalat-Resten vom Sonntag gemacht. Alles muss ich aber nicht ausprobieren.😅

    Mir waren sowohl das Gericht, als auch die Begriffe total unbekannt und ich musste das alles erst einmal „googeln“, nachdem es mir auf Instagram untergekommen ist. Wenn du noch mehr über die Eigenheiten der Wiener Sprache erfahren willst, dann kann ich dir den Artikel „11 Wiener Gerichte mit besonders skurrilem Namen“ sehr ans Herz legen.

    Vielleicht sollte ich meine „Kulinarische Weltreise“ manchmal auch nur auf die Heimat beschränken und hier eine „Kulinarische Österreich Rundreise“ veranstalten. Ich bin mir sicher, dass ich da noch ganz viel entdecken und lernen könnte. Immerhin besteht Österreich kulinarisch nicht nur aus Wiener Schnitzel und Kaiserschmarrn😜 und es gibt sicher einige unbekannte Schmankerl, die darauf warten entdeckt zu werden.

    Wenn dir dazu spontan ein Gericht einfällt, dann lass es mich bitte wissen!🙏


    Einen Guten!


    nudelsieb

    4 Gedanken zu “Einbrennte Hund, Beamtenforelle und Krokodü 🇦🇹

    1. Oda schreibt:

      Ich habe ja immer großen Spaß an sprachlichen Feinheiten und bin bekanntermaßen auch eine große Freundin der österreichischen Begrifflichkeiten! Und der österreichischen Küche auch! Wenn dann beides gemeinsam daherkommt, bin ich also besonders begeistert! 😁 Von daher bin ich sehr bereit für eine österreichische Rundreise voller Gerichte mit lustigen Namen! 🤗
      Meine kulinarische Liebe zu Deinem Land begann im Alter von 10 Jahren (glaube ich), als meine Mutter sich durchsetzte und wir statt ans Meer mal in die Berge fuhren. Dort gab’s im Hotelrestaurant in Vorderstoder Palatschinke (ohne „n“ hinten, richtig?) die mein Herz im Sturm erobert haben! Wenn Du mir dafür bitte mal ein tolles Rezept liefern könntest? Mit Schokosauce bitte! 🤗

      Gefällt 1 Person

      • Ein Nudelsieb bloggt schreibt:

        Ja, es ist schon erstaunlich, wie manche Gerichte regional unterschiedlich zu ihrem Namen kommen. Dabei sind wir ja noch ein vergleichsweise (sehr) kleines Land. Mit Palatschinke(n) (warum ohne „n“ wäre mir jetzt nicht bekannt🤷‍♀️) trittst Du bei mir offene Türen ein. Deinen Wunsch kann ich also ganz leicht erfüllen und da fällt mir sofort eine spezielle Version, natürlich mit Schokosauce, ein.😉

        Like

      • Ein Nudelsieb bloggt schreibt:

        Danke Friederike für den Vorschlag und ich habe mir dein Rezept dazu auch gleich angesehen. Ich kannte weder das Gericht noch den Namen. Obwohl ich quasi ein „Allesfresser“ bin, muss ich mir aber überlegen, ob ich mir das Original mit Niere antue. Das ist so ein kleines Kindheitstrauma – Niere und Hirn mit Ei.🙈😅
        Liebe Grüße
        Günter

        Like

    Kommentar zu meinem Beitrag verfassen

    Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

    WordPress.com-Logo

    Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

    Twitter-Bild

    Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

    Facebook-Foto

    Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

    Verbinde mit %s